Kommunikation von Mensch oder Maschine?

Künstlich intelligente Technologien sind gerade in aller Munde. Jeder spricht über Tools wie ChatGPT. Doch was können die Werkzeuge wirklich – und ersetzen sie Jobs in Kommunikation und Marketing?

Den Trends folgen, aber wie?

Ich hatte neulich ein Gespräch, das mich nachdenklich gestimmt hat. Nach sechs Wochen Funkstille hatte ich endlich eine Kundin ans Telefon bekommen. Schnell erfuhr ich, warum ich auf meine zahlreichen Nachfragen nichts von ihr hörte: Sie habe wie üblich jede Menge zu tun und beschäftige sich außerdem damit, wie die von mir geschriebenen Blogartikel in Zukunft von der KI übernommen werden könnten. Gerne hätte sie mich früher und persönlich in Kenntnis gesetzt, doch das war unter der Arbeitslast leider untergegangen.

Diese Erfahrung war ein Schlüsselmoment, denn sie hat zu einigen Gedanken – Feststellungen wie Fragen – bei mir geführt:

KommunikatorInnen scheinen sich aktuell unter Druck zu fühlen! Und zwar in vielerlei Hinsicht:

  • Sie müssen die Erwartungen von Vorgesetzten erfüllen.
  • Sie bekommen mit, was die Konkurrenz macht (scheinbar viel, denn plötzlich stellt die jeden zweiten Tag einen neuen, wirklich guten Artikel online – das geht doch nur mit KI).
  • Sie müssen mit den Trends gehen, und zwar möglichst zügig, denn die To Do’s werden (trotzdem) nicht weniger und die Ressourcen (Zeit, Personal, Geld) nicht mehr.
  • Sie müssen Kosten sparen – die Zeiten sind ja gerade schwierig.

Der Druck scheint sogar so groß zu sein, dass AnsprechpartnerInnen es nicht schaffen, den Auftragnehmenden rechtzeitig und proaktiv über Veränderungen bei der Zusammenarbeit zu informieren. Mensch ist, wenn er nicht aufpasst, also rasch gegen Maschine ausgetauscht. Was meiner Wahrnehmung nach gar nicht mit Unzufriedenheit, sondern mit einer „Hauruckaktion“ zu tun hat.

Doch abgesehen von der Art und Weise, wie dieses Gespräch verlaufen ist – kann KI den Kommunikationsexperten wirklich ersetzen? Meiner Meinung (und bisherigen Erfahrung) nach nicht, beziehungsweise nur zum Teil!

Ja, solche Tools müssen unbedingt in den Arbeitsalltag integriert und fester Teil des Werkzeugkoffers einer Kommunikationsabteilung werden. Sie bieten allerdings – Stand heute – nur Unterstützung. Sie entlasten den Menschen, in dem sie ihm manuelle und repetitive Tätigkeiten erleichtern oder abnehmen. Dennoch bleibt ein menschliches Zutun. Einen ersten Gedanken fassen, eine kreative Idee entwickeln, die richtigen Fragen stellen, eine passende Strategie aufstellen… – all das können diese Tools nicht. Sie legen erst los, nachdem sie einen Impuls von außen bekommen haben. Und bedienen sich mehr oder weniger großen und gefilterten Datenmengen, die öffentlich zur Verfügung stehen. Daher eignen sie sich durchaus dafür, Blogartikel zu erstellen. Denn das, was im Internet schon steht, lässt sich leicht reproduzieren. Ob dies einen echten Mehrwert für Unternehmen darstellt, sei jedoch dahingestellt.

Mit Geduld und Köpfchen

Umso wichtiger ist es, KI eben nicht „hauruck“ einzuführen, sondern mit Geduld und Köpfchen. Es braucht ein Konzept, wie sich Technologie ins Unternehmen einfügen kann und soll. Und es braucht AnwenderInnen, die gewillt und fähig sind – und die Zeit haben –, die Technologie zu verstehen und zu beherrschen sowie die Ergebnisse hinsichtlich Richtigkeit und (datenschutz-)rechtlicher Aspekte zu kontrollieren. Wenn die Ergebnisse individuell auf das Unternehmen (und damit die Mitarbeitenden und KundInnen) abgestimmt sein sollen, braucht es zudem entsprechende Daten.

Genau hier kommen Freelancer ins Spiel. Ihre Rollen und Aufgaben verändern sich derzeit stark. Einerseits bleiben sie ein wichtiger Impuls- und Ideengeber für Unternehmen, auf unterschiedlichen Ebenen. Sie können beratend zur Seite stehen und Strategien mitentwickeln, inhaltlich-kreativ mitarbeiten sowie überall dort auftreten, wo es auf das Zwischenmenschliche ankommt (Coachings, Workshops etc.). Dabei sollten sie sich mehr denn je vom reinen Dienstleister oder der verlängerten Werkbank hin zu einem festen Partner auf Augenhöhe entwickeln.

Andererseits werden sie zunehmend zu dem Part, der Auftraggebende technisch unterstützt. KI einzuführen, zu nutzen und zu trainieren – in Kombination mit klassischen Maßnahmen – wird für Freelancer immer wichtiger. Dafür müssen sie sich up-to-date halten, sich also regelmäßig weiterbilden, und die Tools im Alltag selber anwenden. Damit übernehmen sie, was Unternehmen intern aus den bekannten Zeit- und Personalgründen (weiterhin) oft nicht abdecken können: Den Blick von außen, das Querdenken, das Experimentieren und die Erfahrung von externen KommunikatorInnen.