Arbeitsplatz der Zukunft

Das Büro der Zukunft (ist kein Großraumbüro)

Mit dem Wetterumschwung in den vergangenen Wochen drängt ein Gedanke immer stärker ins Bewusstsein: Nicht mehr lange und die Herbst- und Wintermonate beginnen. Und damit vielleicht die härteste Zeit in diesem Corona-Jahr. Frau Merkel warnte unlängst vor neuen Einschränkungen. Denn während das Risiko einer Infektion im Freien geringer ist, fühlt sich das Virus hinter geschlossenen Fenstern und Türen besonders wohl. Also auch in Büroräumen, wo erfahrungsgemäß viele Menschen auf engem, schlecht belüftetem Raum zusammenkommen. Anders ausgedrückt: Büros sind Hotspots.

Viele Unternehmen haben bereits entschieden, ihre Mitarbeiter wieder ins Homeoffice zu schicken oder sie gar nicht erst ins Büro zurückkommen zu lassen. Facebook-Chef Mark Zuckerberg geht sogar davon aus, dass die Corona-Krise einen langfristigen Wandel hin zur Arbeit außerhalb des Büros angestoßen hat. Er rechnet damit, dass in zehn Jahren rund jeder zweite Beschäftigte des Online-Netzwerks so arbeiten werde.

Doch welche Auswirkungen hat das auf die Praxis? Gerade die Tech-Konzerne haben in den vergangenen Jahren große Summen in ihre Firmenzentrale und Büros im Ausland investiert, um Mitarbeiter an einem Ort zusammenzuholen. Um die Unternehmenskultur zu stärken und die Kommunikation zu verbessern. Obwohl Großraumbüros schon vor zehn Jahren bescheinigt wurde, dass sie Mitarbeiter häufig krank machen, setzten Unternehmen weiter darauf, bei gleicher Besetzung die Büroflächen zu reduzieren und diese offener zu gestalten. Wände wurden eingerissen, Schreibtische verlängert, Stühle aneinandergerückt. Schnelligkeit, Effektivität und Kostenersparnis standen im Vordergrund. Dass das Personal dadurch abgelenkter, unzufriedener und in der Folge anfälliger für Fehlzeiten ist, ist zwar durch wissenschaftliche Zahlen belegt, wurde von der Chefetage trotzdem kaum beachtet. Die sitzt schließlich mehrheitlich im komfortablen Einzelbüro, sucht die Ausstattung selbst aus und bekommt von Lärm und Enge wenig mit.

Das könnte sich nun rächen. Büros muss es zwar nach wie vor geben. Denn nicht alle Mitarbeiter können und wollen dauerhaft im Homeoffice arbeiten. Und auch so manches kreatives Projekt im Team funktioniert eben besser am gemeinsamen Arbeitsplatz. Aber die Räume werden wohl anders aussehen als bisher. Nicht jeder wird wie gewohnt montags bis freitags an dem gleichen, eigenen Schreibtisch sitzen. Stattdessen im Trend: Gute Akustik, Rückzugsmöglichkeiten, die Verfügbarkeit und Vielfältigkeit von Besprechungsräumen sowie Erholungs- und Pausenmöglichkeiten. Das Büro der Zukunft passt sich flexibel den Bedürfnisse an, hat eine variable Raumaufteilung. Es wird zu einem Wohlfühlort, zu einer Inspirationsquelle. Wie das funktioniert, zeigt der „Smart Workingplace“ von Microsoft in München. Hier arbeiten Mitarbeiter auf 26.000 Quadratmetern auf sieben Etagen verteilt zusammen. Für jede Aufgabe gibt es eine passende Umgebung, es gibt ein Restaurant mit Live-Cooking, ein Fitnessstudio mit Sauna.

Das ist natürlich die Superlative und sprengt den Kostenrahmen vieler Unternehmen. Letztendlich geht es um ein Umdenken, auch zu Themen wie Firmenwagen, Fahrtkostenerstattung und sonstigen Reisekosten. Der finanzielle Aufwand dürften sich erheblich reduzieren, stattdessen könnte die Einrichtung des Homeoffice subventioniert werden. Außerdem es geht um kleine architektonische Veränderungen in Form von grüner Bepflanzung, schallschluckenden Möbeln oder verschiebbaren Zwischenwänden im Unternehmen selbst, die dazu führen, dass Mitarbeiter gerne (wieder) ins Büro kommen. Unternehmenskultur und Kommunikation entwickeln sich dann fast von alleine.